Frank Maier bearbeitet die Möglichkeiten und Grenzen von Bildsprachen
mit subjektivem Vokabular.
Seine Gemälde sind voller Informationen und verraten auf den ersten
Blick nichts. Sie sind Diagramme persönlicher Erfahrungen, destilliert
und kanalisiert in eine subjektive Bildsprache, die in ihrer Dichte
sehr einnehmend ist, aber gleichzeitig viel Raum für freie Assoziationen
lässt. Diese Sprache entwickelt sich kontinuierlich um ein bestehendes
Set von Elementen, die in unterschiedlichen Kontexten eingesetzt
werden. Planetenähnliche Sphären scheinen auf den Oberflächen der
Gemälde zu treiben, angetrieben von eleganten Systemen aus feinen
Drahtkonstruktionen. Diese vektoriellen Drähte sind durch Scharniere
verbunden, die es ihnen ermöglichen, sich in jede Richtung zu bewegen.
Humanoide Figuren mit einem definierten Aktionsradius verkörpern
die zunehmende Verschmelzung von Natur und Technik. Felder aus asymmetrischen
weißen Rechtecken und Quadraten mit schwarzen Einsprengseln erinnern
an eine Klaviertastatur. Ein kleines schwarzes Viereck scheint sich
vom größeren Ganzen zu entfernen, sich zu emanzipieren und zu einem
eigenen Code zu werden, der an anderen Stellen verschwindet und
wieder auftaucht.
Der künstlerische Prozess der Zusammenführung subjektiv aufgeladener
Bildelemente in scheinbar unzusammenhängenden Konstellationen ist
ein wesentliches Merkmal des Surrealismus. Die assoziative Kombination
von symbolischen Elementen unterstreichen Maiers Nähe zum surrealistischen
Ansatz - allerdings durch eine deutlich zeitgenössische Brille betrachtet.
Seine kryptischen und poetischen Symbole sind mit einem System einer
kodierten visuellen Sprache verbunden. Sie scheinen spielerisch
miteinander zu interagieren, als Teile kinetischer mechanischer
Einheiten mit unsichtbarer Dynamik, die in einem verschlüsselten
Vokabular kommunizieren. Dichte Flächen wechseln sich ab mit offenen
Flächen in klaren und definierten Farben. Seine Maltechniken changieren
zwischen Dreidimensionalität und Flächigkeit, zwischen scharfen
Konturen und offenen Verläufen, zwischen bewusster und intuitiver
Anwendung. Besonderes Augenmerk legt er auf die Ränder der Bilder,
die er als Schnittstellen zwischen Innen- und Außenwelt und damit
als integrale Bestandteile der Werke begreift. Die Leinwände, die
immer in Kästen eingeschlossen sind, die selbst bemalt sind oder
sich physisch in den umgebenden Raum erstrecken, scheinen wie von
Fenstern umrahmt zu sein, was die Jenseitigkeit der dargestellten
Szenen unterstreicht. Szenen, die surreale Kompositionen aus abstrakten
Fragmenten seiner Wahrnehmung sind, formulieren in einer visuellen
Sprache poetische Codes.
Text: Kristina von Bülow
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FRANK MAIER